mario [i]
vater, damals papa, drehte sich zu mir, der ich neben ihm am tisch stand; dies tat er in jenen jahren bei seinen belehrungen gelegentlich. ich tat es in jenen jahren mit meinen kindgerechten wünschen häufig, vielleicht täglich, bis ich [...] sein linker ellenbogen drückte gegen die stuhllehne, die dazu passende hand ruhte auf dem knie, der andere ellenbogen auf dem küchentisch stützte den rechten arm ab, ließ ihn etwas zittern. die rechte hand kreiste vor meinem gesicht, also kreiste auch die nicht abgebrannte zigarette nah am rechten oder linken auge, hin und her & viel zu nah, als er mich belehrte, mir etwas sehr wichtiges beibrachte: "wenn du stirbst, wird gott über dich richten. wie er über alle richtet, wie er über deine mutter schon gerichtet hat, wie er über mich richten wird. gott wird sich dein leben ansehen, alles leben sieht er jetzt schon, wenn er’s nicht missachtet, ja? der herr wird es sich ansehen, in all den kleinen details und weißt du, was er vor allem sehen wird aus deiner kindheit, mario?" ich wusste die antwort, papa & vater hatten eine ähnliche schelte schon - "er wird sehen, wie du in jeder freien minute deiner kindheit in der nase gebort hast, mario. und danach wird er sich richten und dich richten." ich blieb still und achtete auf die abbrennende zigarette und die asche, die nicht abfallen wollte.
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[c] richard duraj
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[c] richard duraj
jottel - 10. Mär, 11:57
(auch wundervolle Texte im Poetenladen...)
LG
@miro